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Die erste Graphic Novel, die ich in den Händen hielt, war Persepolis, das berühmte autobiografische Werk von Marjane Satrapi. Ich habe es aus einem Regal in einer Buchhandlung genommen, die ersten Seiten durchgeblättert und ein paar Panels gelesen. Es vermittelte ein magisches Gefühl, als ob die Autorin direkt zu mir spräche. Ich kaufte es sofort und suchte mir einen Lehnstuhl im Lesesaal der Buchhandlung, um ein bisschen mehr zu lesen. Nach dreieinhalb Stunden musste ich es zur Seite legen. Ich hatte es von Anfang bis Ende gelesen. Seitdem hatte sich mir eine ganz neue Welt eröffnet, die der Graphic Novels, die seit dieser Zeit mit jeder/jedem Autor*in, die/den ich begeistert entdeckt habe. Mit jeder/jedem neuer/neuem Autor*in wurden mir auch der Prozess und die Mühe, die Autor*innen in Graphic Novels stecken, immer bewusster. Wie schaffen die Autor*innen dies eigentlich? Wie gehen Sie mit so einer komplexen Konstruktion um, die sowohl Literatur und bildende Kunst als auch Design und Typographie, die gleichzeitig „hohe Kunst“ und „Pop-Kultur“ in einem sein müssen, umfasst? Wie durchlaufen Sie Jahre der Planung, Recherche und dem zunehmenden Aufbau einer Erzählung, bis alles zusammenpasst? Unsere Ausstellung versucht, einige dieser Fragen zu beantworten oder neue Fragen aufzuwerfen, indem wir einen Einblick in den umständlichen Arbeitsprozess verschiedener Graphic Novels-Autor*innen gewähren. Die Ausstellung macht die „Backstage“-Arbeit für eine Graphic Novel öffentlich, indem Sie die Recherche, Skripts, Skizzen und ältere Versionen sowie Überarbeitungen, Bleistiftzeichnungen, Tuschezeichnungen, Entwürfe von Sprechblasen, kolorierte Seiten und vieles mehr. (Alex Bodea, The Fact Finder).

Die folgende Künstler*innen stellen Arbeitsschritte ihrer abgeschlossenen oder laufenden Projekte vor:

Ali Fitzgerald stellt uns Arbeitsschritt aus Drawn to Berlin: Comic Workshops in Refugee Shelters and Other Stories from a New Europe und aus ihrer bald erscheinenden Graphic Novel über Teenager und die Geschichte des Frauenwahlrechts in den USA vor.

Alice Milani gewährt uns einen Einblick in ihre neueste Graphic Novel Università e pecore, vita di Don Lorenzo Milani (Universität und die Schafe, das Leben von Don Lorenzo Milani), die im Oktober in Italien bei Feltrinelli Editore erscheint. Der Protagonist ist ein sehr umstrittener Priester (der Onkel von Alice Milanis Vater), der in den 50ern eine Schule für arme Kinder in den Bergen in der Nähe von Florenz gründete.

Antonia Kühn stellt Arbeitsschritte aus Lichtung, der Geschichte einer Familie, die um ihre verstorbene Mutter trauert, vor, die aus der Sichtweise von Paul, des jüngsten Sohn erzählt wird.

Barrack Rima nimmt mit Dans le Taxi (Im Taxi) teil, das in der ersten Nummer von Samandal veröffentlicht und vor kurzem nach 10 Jahren als Teil einer Publikation für den Verlag Alifbata neu aufgelegt wurde. Die Geschichte handelt von den Sammeltaxis, die als öffentlicher Nahverkehr im Libanon dienen, wo sich verschiedene Fahrgäste ein Auto für eine Fahrt teilen.

Joris Bas Backer legt die Schritte, die zu seinem laufenden und ersten Graphic Novel-Projekt geführt haben, vor, eine Coming-of-Age-Geschichte über Freundschaft, Transgender-Identität, Dysmorphophobie und die letzten Jahre, bevor das Internet ein wichtiger Teil unseres Lebens wurde.

Maki Shimizu zeigt Arbeitsschritte aus Adagio, einer laufenden Serie über die Erfahrungen vieler Künstler*innen und Freelancer*innen, die in Berlin leben, und aus Carmela, einer unvollendeter Graphic Novel, die auf einem Gedicht basiert.

Özge Samanci präsentiert einige der Arbeitsschritte aus ihrem Werk Dare to Disappoint, einer autobiografischen Graphic Novel darüber, wie sie in der Türkei der 80er Jahre aufwuchs.

Sophie Kurzer stellt ein kinetisches Comic in Form einer Schachtel mit einer Schriftrolle darin (über einen Puppenspieler) als eines ihrer Experimente mit alternativen Comicformen vor.

Max Baitinger präsentiert Candyland, ein 28 Seiten langes zweifarbiges Risographie-Fanzine, das von dem Riso Club Leipzig gedruckt wurde und von dem Autor vertrieben wird. Dieser Comic beschreibt den Tagtraum des Alter Egos des Autors darüber, aus seiner Arbeitsroutine mithilfe der von ihm geschaffenen Charaktere, die zum Leben erweckt wurden, auszubrechen.

Mikael Ross gibt uns einen Einblick in Der Umfall (Avant Verlag, 2018), seine Graphic Novel über Neuerkerode, ein Dorf für geistig behinderte Menschen.

Alex Bodea leistet mit einer Dokumentation aus ihrem laufenden Graphic Novel-Projekt einen Beitrag zu der Ausstellung, The Fact Finder, einer Geschichte-in-einer-Geschichte-Erzählung, die von einer dystopischen Realität handelt, in der das Aussehen der Welt drastisch verändert wurde